Perlen der Weisheit ...

Halten Sie kurz inne und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt alter Geschichten und Mythen! 

Geschichten berühren und inspirieren. 

Seit jeher begleiten uns Geschichten durchs Leben. Schon unsere Vorfahren wussten um die heilende Kraft von Erzählungen. Geschichten können trösten, motivieren und uns neue Wege aufzeigen. Geschichten können Brücken bauen und Herzen verbinden. Tauchen Sie ein in eine Welt voller Abenteuer, Weisheit und Mitgefühl. Lassen Sie sich von den Erzählungen inspirieren. 

 

Die Geschichte von den zwei Wölfen

Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. 

Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.

Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.

Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“

Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“

Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“

Verfasser unbekannt

 

Die Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.

Anstelle dessen, bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: „Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr einziges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.

Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können: „Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm“, meinte er anklagend. „Die zweite Familie hatte wenig, und du ließt die Kuh sterben.“

„Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen“, sagte der ältere Engel. „Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, sodass er es nicht finden konnte. Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen. Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

Verfasser unbekannt

 

Die Geschichte vom Wasserkrug – Eine Geschichte für alle, die sich manchmal unzulänglich fühlen

Es war einmal eine alte Frau. Jeden Tag schöpfte sie zwei Krüge voll Wasser am Fluss und trug sie nach Hause. Die beiden Tonkrüge befestigte sie an den Enden einer Stange, welche sie auf den Schultern trug. Einer der Krüge hatte einen Sprung, während der andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Der Krug mit dem Sprung jedoch war am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau immer nur noch halb voll.

So ging es jeden Tag, jahrein, jahraus, und die alte Frau brachte immer nur anderthalb Krüge Wasser mit nach Hause. Der makellose Krug war natürlich sehr stolz auf seine Leistung, auf die perfekte Erfüllung seines Daseins und er brüstete sich damit; der arme Krug mit dem Sprung aber schämte sich wegen seiner Unvollkommenheit und war unglücklich, nur halb so viel zustande zu bringen als das, wofür er geschaffen worden war.

Nach Jahren nahm sich der alte Krug endlich ein Herz und er sprach zu der Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs. Es ist meine Schuld, dass du nie das ganze Wasser nach Hause bringen kannst und die Hälfte davon unterwegs versickert.“

Die alte Frau lächelte. „Ich möchte dich bitten, heut auf dem Rückweg vom Fluss die wunderschönen Blumen am Wegesrand zu betrachten.“ Und tatsächlich: als der Krug an diesem Tage vom Fluss hochgetragen wurde, da bemerkte er die herrlichen Blumen auf einer Seite des Weges. Ihre leuchtenden Farben und ihr süßer Duft machten den alten Krug froh.

Doch kaum zu Hause, wurde er wieder ganz betrübt, denn wie immer hatte er nur die Hälfte des Wassers heimbringen können. „Danke, dass Du mich mit den Blumen aufmuntern wolltest“, sprach er traurig zu der alten Frau, „aber es hilft doch alles nichts.“

„Ist dir aufgefallen“, erwiderte sie liebevoll, „dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite des anderen Kruges nicht? Das ist deinem Sprung zu verdanken. Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, und nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen.

Wenn du nicht so gewesen wärest wie du bist, hätte es niemals diese Pracht gegeben. Ich hätte einen neuen Krug kaufen können – aber das wollte ich nicht. Stattdessen erfreue ich mich jeden Tag an der Schönheit der Blumen.“

Aus Indien

 

Geschichte vom Tempel der tausend Spiegel

In Indien gab es den Tempel der tausend Spiegel. Dieser lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages erklomm ein Hund den Berg. Er lief die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel.

Als er in den Saal mit den tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne.

Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden besteht.

Einige Zeit später kam ein anderer Hund den Berg herauf. Auch er lief die Stufen hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel.

Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.
Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden besteht, die ihm wohl gesonnen sind.

Verfasser unbekannt

 

Himmel und Hölle

„Ich will Wissen über Himmel und Hölle erlangen“, sagte ein Samurai. „Existieren sie wirklich?“, fragte er Hakuin.

Hakuin starrte den Soldaten an und fragte „Wer bist du?“

„Ich bin ein Samurai“, verkündete der stolze Krieger.

„Pah!“, entfuhr es Hakuin. „Wie kommst du darauf, dass du solch hohe Fragen verstehen könntest? Du bist nichts weiter als ein gefühlloser, grobschlächtiger Soldat. Zieh von dannen und verschwende nicht meine wertvolle Zeit mit deinem leeren Geschwätz!“, rief Hakuin aus, während er mit der Hand eine Geste machte, als ob er ein lästiges Insekt vertreiben würde.

Zorn entflammte im Herzen des Kriegers. Er konnte die Beleidigungen des Alten nicht auf sich beruhen lassen und zog das Schwert, bereit, um seine Ehre wiederherzustellen, als Hakuin plötzlich mit sanfter Stimme erwiderte: „Das ist Hölle.“

Zunächst befremdet, wich der harte Gesichtsausdruck des Samurais. Er empfand tiefe Demut gegenüber der Weisheit Hakuins, steckte das Schwert zurück in die Scheide und kniete vor dem Zen-Meister.

„Und dies ist Himmel“, sagte Hakuin ebenso ruhig.

Aus: Shiva Singh, 77 buddhistische Geschichten, die deine Denkweise verändern werden 

 

Der Elefant und die dünnen Fesseln der Gewohnheit

Einem Dompteur gelingt es, einen Elefanten mit einem ganz einfachen Trick zu beherrschen: Er bindet das Elefantenkind mit einem Fuß an einen großen Baumstamm.
So sehr es sich auch wehrt, es kann sich nicht befreien.

Ganz allmählich gewöhnt es sich daran, dass der Baumstamm stärker ist als es selbst.

Wenn der Elefant erwachsen ist und ungeheure Kräfte besitzt, braucht man nur eine Schnur an seinem Bein zu befestigen und ihn an einen Zweig anzubinden, und er wird nicht versuchen, sich zu befreien. Denn er erinnert sich daran, dass er diesen Versuch unzählige Male vergebens unternommen hat.

Wie bei den Elefanten stecken auch unsere Füße nur in einer dünnen Schlinge.
Doch da wir von Kindesbeinen an die Macht jenes Baumstammes gewohnt sind, wagen wir nicht, uns zu wehren.
Und wir vergessen darüber, dass es nur einer einfachen mutigen Tat bedarf, um unsere Freiheit zu erlangen.

Aus: Paolo Coelho, Unterwegs

 

Die Geschichte vom Fischer und dem Geschäftsmann

In einem sonnigen Fischerdorf legt ein Fischer mit seinem kleinen Boot am Pier an. Er hat einen großen Thunfisch gefangen. Ein Berater, der gerade Urlaub macht, beobachtet den Fischer bereits seit einigen Tagen. Er gratuliert ihm zum heutigen Fang und fragt: „Wie lange warst Du auf See, um diesen Fisch zu fangen?“

Der Fischer antwortet: „Nur ein paar Stündchen.“

Daraufhin fragt der Berater: „Warum bleibst Du nicht länger auf See, um mehr Fische zu fangen?“

Der Fischer erwidert: „Dieser Fang reicht mir, um meine Familie für ein paar Tage zu versorgen.“

Der Berater ist verwundert: „Was tust Du denn mit dem Rest des Tages?“

Der Fischer erklärt: „Ich fahre nach Hause. Nach dem Mittagessen gehe ich mit meiner Frau spazieren und mache eine Siesta. Dann spiele ich mit meinen Kindern. Abends kommen Freunde, wir genießen den Fisch, trinken Wein und philosophieren über Gott und die Welt. Wie Du siehst, habe ich einen gut ausgefüllten Tag.“

Der Berater antwortet: „Ich habe studiert und kann Dir helfen. Wenn Du den ganzen Tag fischen gehst, fängst Du mehr Fische. Dann kannst Du die übrigen Fische verkaufen. Von dem Erlös kannst Du bald ein größeres Boot kaufen. Für dieses Boot heuerst Du zwei, drei Fischer an. Ihr werdet so viel fischen, dass Du schon bald mehrere Boote kaufen und eine eigene Flotte aufbauen kannst. Statt an einen Händler verkaufst Du die Fische direkt an eine Fischfabrik. Bald wirst Du soviel verdienen, dass Du eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen kannst. So sparst Du Geld und kannst die Produktion und den Vertrieb selbst kontrollieren.“ Der Berater wurde ganz euphorisch bei diesen Gedanken.

Der Fischer erwidert unbeeindruckt: „Und wie lange wird das dauern?“

„So etwa 15 bis 20 Jahre“, erklärt der Berater.

„Und was ist dann?“, fragt der Fischer.

„Dann kommt das Allerbeste“, antwortet der Berater: „Wenn die Zeit reif ist, verkaufst Du Dein Unternehmen und kannst aufhören zu arbeiten. Du kannst morgens ausschlafen, zum Spaß noch ein wenig fischen gehen und den restlichen Tag mit Deiner Familie und Deinen Freunden genießen.“

„Aber genau das tue ich doch jetzt schon“, sagt der Fischer, „nur dass meine Kinder dann aus dem Haus sind.“

Verfasser unbekannt

 

Das unüberwindbare Problem 

Zen-Meister Ryokan ging entlang des Strandes, der erst vor Kurzem von einem Sturm überspült worden war. Hunderte von Seesternen, von der Flut ans Land gespült, begannen langsam im hellen Sonnenlicht zu verenden. 

Ryokan sammelte einen Seestern nach dem nächsten auf und warf ihn zurück ins Meer. 

Ein Fischer, der Ryokan bei seiner Arbeit betrachtet hatte, kam auf ihn zu und fragte: „Warum tust du dir das an? Dies passiert, wann immer ein Sturm auf die Küste trifft. Du kannst sie nicht alle retten, was macht dein Versuch also letztlich für einen Unterschied?“ 

„Für diesen hier macht es einen Unterschied“, entgegnete der Zen-Meister, als er einen weiteren Seestern zurück ins rettende Nass schleuderte. 

Aus: Shiva Singh, 77 buddhistische Geschichten, die deine Denkweise verändern werden

©2024 Daniela Dombrowicz

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